Übungen 2000
KOMPLEXÜBUNG AM OBJEKT KINDERTAGESSTÄTTE WORIN AM 05.09.2000
KOMPLEXÜBUNG AM OBJEKT KINDERTAGESSTÄTTE WORIN AM 05.09.2000
Auf Initiative des Altrosenthaler Ortswehrführers Lutz Bergmann und mit Unterstützung des Amtswehrführers Willi Werkmeister wurde erstmalig im Objekt der kommunalen Kindertagesstätte „Biene Maja“ in Worin eine Feuerwehrübung bei laufendem Betrieb dieser Einrichtung durchgeführt. Kurz nach 09.00 Uhr heulten die Woriner, Görlsdorfer, Neuentempler und Altrosenthaler Sirenen unüberhörbar und schreckten die Einwohner der Orte auf. Diese Übung war nur einem kleinen internen Kreis bekannt. Aber auf den Funkmeldeempfängern (Piepser) der Einsatzkräfte war zulesen- Einsatzübung in der Kita Worin.
Einsatzleiter Lutz Bergmann und AWF Willi Werkmeister erwarteten die alarmierten Wehren am Zaun der Kindertagesstätte, bewaffnet mit Stoppuhren um die Zeit vom Alarmbeginn bis zum Eintreffen am Einsatzort reell zu ermitteln. Beide staunten nicht schlecht, als sich kurz nach Alarmauslösung gegen 09.00 Uhr ein Fenster der Gruppenräume geöffnet wurde und eine große dicke Turnmatte herausplumpste. Dann wagte eine weibliche Person den Sprung aus dem geöffneten Fenster aus rund 1,5 Metern Höhe: die Kitaleiterin Petra Zilm. Nun geht alles sehr schnell- eins nach dem anderen nahm sie die Kinder der Gruppen unterhalb des Fensters in Empfang. Der Fluchtweg über das geöffnete Fenster ist für die zu evakuierenden Kids viel kürzer, als über den Flur und Eingang der Kita. In ihrer Aufregung wegen der geplanten Evakuierungsübung benutzte die Kitaleiterin eine Trillerpfeife. Aufregend ist eine solche Aktion zwar immer. Aber in diesem Fall war die Aufregung besonders begründet, weil in dieser Einrichtung der Gemeinde Worin seit Jahren kein Probealarm durchgeführt wurde- obwohl solche Evakuierungsübungen zweimal jährlich vorgeschrieben sind.
Endlich liegt das notwendige Löschwasser am C-Rohr der Angrifftrupps an
Als wenige Minuten nach Alarmauslösung die Einsatzkräfte eintreffen, hatte Petra Zilm schon die komplette Evakuierung der an diesem Tage anwesenden 30 Kinder und und sechs Mitarbeiter an den Einsatzleiter der Feuerwehr gemeldet. Das benachbarte Grundstück war mit Zustimmung des Besitzers, dem Ortswehrführer Herbert Speer zum Stellplatz erkoren worden, wo sich alle aufgeregten Kids sammelten und gezählt worden. Die Erzieherinnen führten die Kinder dann in die in der Nähe befindliche Gaststätte wegen der aktuellen Außentemperaturen.
Auf die Frage des Einsatzleiters hatte die Kitachefin jedoch einräumen müssen, dass sie nicht sicher sei, ob alle erwachsenen Personen das im „Brand“ befindliche Gebäude verlassen haben. In einem Raum im Keller würden immer die ABM-Kräfte der Kita frühstücken. Ob die aber heute auch da sind, weiß sie nicht- so Petra Zilm. Mit dieser Aussage bekommt die Übung eine besondere Brisanz. Es geht nicht nur darum, einen vorhandenen Entstehungsbrand mit starker Rauchentwicklung in der Kita zu bekämpfen. Wir müssen in diesem Fall davon ausgehen, das sich noch zwei Menschen im Keller des Hauses befinden, umriss Lutz Bergmann den Einsatzkräften die unerwartete Aufgabe. Zwei Angriffstrupps machten sich unter schwerem Atemschutz wegen der hohen Rauchentwicklung auf ins ihnen unbekannte Objekt. Zum Glück waren an diesem Werktag zwei Kameraden mit Atemschutzberechtigung vor Ort. Es ist ein generelles Problem der Ortsfeuerwehren, am normalen Arbeitstag genügend PA-Träger zur Verfügung zu haben, zumal viele Kameraden auswärts arbeiten und erst ca.18.00 Uhr in den Orten eintreffen. In gebückter Haltung geht der Angriffstrupp 1 gegen 09.15 Uhr ins Gebäude und beginnen die Personensuche. Nach ca. 2 Minuten gaben sie über ihre 2m Band Funkgeräte Bescheid: „Eine bewusstlose Person im Kellerraum gefunden“. Die Einsatzleitung ordert sofort über Funk über die Einsatzleitstelle MOL einen RTW und den Notarzt aus Seelow.
Gegen 09.25 Uhr lag das gerettete „Rauchopfer“- die ABM Kraft Angelika Leichnitz aus Görlsdorf auf der Trage der Feuerwehr im Garten der Kita. In der Zwischenzeit hatten die anderen Kameraden die B-Schlauchleitungen für die notwendige Löschwasserversorgung der Angriffstrupps vom Unterflurhydranten bis zum Einsatzobjekt verlegt. Für die Kita und das benachbarte Gewerbegebiet von Worin müsste unbedingt ein Unterflurhydrant verlegt werden- kommentiert der Einsatzleiter. Schon bei der Einweisung der Kräfte hatte er auf eine zusätzliche Problematik hingewiesen. Für diese Einrichtung gibt es keinen vorgeschriebenen Feuerwehr- und Evakuierungsplan, wo sich zum Beispiel der Erdgas-hauptschieber und der Elektrohauptschalter im Objekt befinden. Gegen 09.35 Uhr schoss dann das von weither geholte Löschwasser aus den zwei C-Rohren der Angriffstrupps- natürlich nicht in die Räume der Kita, sondern in Richtung des nahen Waldes. Wenn die Schwerpunktwehr Worin endlich im Dienstjahr 2000 ihr neues Einsatzfahrzeug mit Wasser an Bord bekommt, wird alles viel schneller bei so einem Einsatz gehen- ist Amtswehrfüh-rer Wille Werkmeister optimistisch. Denn eigentlich war bis zum Löschbeginn zu viel Zeit vergangen. Solchen alten Gebäude, wie das Woriner Kitagebäude können nach einer halben Stunde Brand schon in sich zusammenbrechen, weiß Lutz Bergmann. Die Feuerwehr wird die Gemeinde Worin auffordern, einen sogenannten dingerechten Feuerwehrplan für ihre Kita von einer Fachfirma in Auftrag zu geben. Das erklärte Übungsziel wurde als erfüllt eingeschätzt, weil das Zusammenwirken mehrerer Woriner Ortswehren mit ihren unterschiedlichen praktischen Erfahrungen geübt wurde.
Begeisterte Kitakinder - die sicher alle mal Feuerwehrleute werden wollen
Die 30 Kitakinder, die inzwischen längst wieder am Zaun standen und das aufregende Geschehen interessiert verfolgten, wurden nach dem Übungsende gegen 10.00 Uhr für ihre gezeigte Disziplin und Geduld belohnt. Vor allem die größeren Kids durften mit der Kübelspritze auf Plastikflaschen um die Wette spritzen und in einem Einsatzfahrzeug eine lautstarke Runde durch Worin drehen.
Text und Fotos: Bm Lutz Bergmann
Ortswehrführer der FF Alt Rosenthal
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